Alle Vögel sind schon da

Angekommen in Brasilien begann für uns die Zeit von gutem Essen (vor allem Fleisch) und schlechten Toilettenspülungen. Schlechtes Essen findet man hier anscheinend nirgends, genauso wie kleine Portionen. Die Bedienungen gehen aber fast immer davon aus, dass man sich sowieso zu Zweit eine Portion teilen wird. Ganz normal scheint hier auch zu sein, dass benutztes Toilettenpapier nicht in die Schüssel geworfen werden darf, sondern in einen separaten Abfalleimer gehört. Zusammengefasst also: voller Magen aber wenig Romantik im Badezimmer.

 

Nach nur ein paar Stunden am Flughafen von Sao Paulo sind wir direkt weiter nach Cuiaba, ins Landesinnere, geflogen. Cuiaba liegt am nördlich des Pantanal und ist Ausgangspunkt für verschiedenste Touren. Das Pantanal ist ein riesiges Feuchtgebiet (230’000 km²) und beheimatet über 665 Vogelarten, 123 verschiedene Säugetiere, 269 Fischarten und unzählige Reptilien und Amphibien. Unter Anderem wird das Gebiet von ca. 35 Millionen Kaimanen bevölkert. Gewisse Gebiete können nur mit dem Boot erreicht werden und in der Regenzeit ist beinahe alles überflutet.

 

In Cuiaba wohnten wir in einer lustigen Pousada (Hostel), zusammen mit Moskitos, Katzen, Radios und der Familie des Gastgebers. Immer wieder sah man neue Gesichter, wobei das sehr oft nicht neue Gäste, sondern Freunde der Familie waren. Trotzdem trafen wir auch andere junge Reisende und wir genossen es sehr unsere Reiseerfahrungen auszutauschen und zusammen die Stadt zu erkunden. Joel, unser Gastgeber, bietet auch mehrtägige Touren ins Pantanal an. Er machte uns ein gutes Angebot und so ging es, nach ein paar Tagen in Cuiaba, auf eine 4-tägige Pantanaltour.

In einem gerade mal 3 Monate alten VW-Bus, der bei uns aber nur als Oldtimer bekannt ist, ging es los. Unsere Tour folgte der Transpantaneira, einer aufgeschütteten Erdstrasse, welche 145 km in das Pantanal hinein führt und eigentlich mal eine Nord-Süd-Verbindung hätte werden sollen.

 

Kaum im Pantanal angekommen mussten wir erst mal unsere Vorstellung von Biodiversität überdenken. Die Grasflächen waren übersäht mit Tausenden von Vögeln und anderen Tieren. Nicht die langweiligen, kleinen Braunen sondern grosse, farbige und vor allem schöne Vögel. Sie teilen sich das Gebiet mit Kühen, Pferden, Tapiren, Capybaras (Wasserschweine) und Kaimanen. In den Sümpfen, Seen und Wasserpfützen leben so viele Fische, dass sich die Kaimane nicht für Säugetiere zu interessieren scheinen.

Die erste Nacht verbrachten wir im eher trockenen Teil des Pantanal. Im Schatten der Veranda sitzend, konnte man Emus und Capybaras beobachten ,die sich nur wenige Meter von uns entfernt über die frisch vom Baum gefallenen Mangos her machten. Oben in der Baumkrone stritten derweil allerlei kleinere Vögel um die gleichen paar Früchte obwohl der Baum eigentlich rappelvoll war.

Wegen der enormen Hitze am Nachmittag konzentrieren sich die Aktivitäten vorwiegend auf Morgen und Abend. Am Nachmittag wird geschlafen, was sich als ganz gutes System heraus stellte.

 

Die beiden weiteren Nächte verbrachten wir mehr im feuchteren Teil des Pantanal. Die Pousada stand am Rande eines riesigen Regenwaldes, was zur Folge hatte, dass sich die Tiere besser verstecken konnten. Neben Erkundungstouren zu Fuss, im VW-Bus und zu Pferd gingen wir auch per Boot auf den Fluss um Piranhas zu Fischen. Nicht viele Gerüchte über Piranhas stimmen, aber mindestens eines ist richtig. Sie sind sehr sehr schnell und gefrässig! Es dauerte jeweils nur wenige Sekunden bis sie sich über das Fleisch am Haken hermachten. Manchmal waren sie so schnell, dass man nicht mal merkte, dass das Fleisch schon wieder weg ist.

 

Für zukünftige Brasilien-Reisende, ein Besuch im Pantanal lohnt sich auf jeden Fall!! Man muss nur darauf achten genug Sonnencreme und Moskitospray dabei zu haben!

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