Busgeschichten - Teil 1

Busse sind das Rückgrat des Südamerikanischen Personentransportsystems. Jeder noch so weit entfernte Ort kann mit ihnen erreicht werden, vorausgesetzt man hat Zeit und erhebt keinen Anspruch auf Komfort.

 

Wenn man sich für den ÖV entscheidet, darf man nicht scheu sein. Schilder und sonstige Reisehinweise hält man hier für überflüssig. Der einzige Weg sein Ziel zu finden ist, jemanden zu fragen. Dies mag am Anfang ein bisschen irritierend sein, sind wir es doch gewohnt, einem Plan oder Pfeilen zu folgen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen macht diese, manchmal anstrengende, Sache jedoch ganz leicht. Selbst wenn der Angefragte die Antwort nicht weiss, hilft er einem eine Person zu finden, welche es weiss. Oftmals diskutiert am Schluss die ganze Bushaltestelle mit, am Schluss hat man aber meistens eine gute Idee, wie man an seinen Zielort gelangt.

 

Bis jetzt sind wir nur in Brasilien und Uruguay Bus gefahren. Also in Ländern, welche für ihre gute Businfrastruktur und gute Busse bekannt sind. In Bolivien und Peru werden bestimmt noch abenteuerlichere Busfahrten auf uns zukommen. Aber je mehr Abenteuer, desto mehr Geschichten… 

Von Cuiaba nach Foz do Iguaçu oder die laaaaange Reise

Da Flugtickets relativ teuer waren und wir wussten, dass die Brasilianischen Busse komfortabel sind, entschieden wir uns gleich richtig loszulegen: 26 Stunden für ca. 1500km.

 

Das Bussystem ist perfekt durchdacht. Wenn man sein Ticket reserviert, bekommt man, wie beim Flugzeug seinen Sitz bereits zugewiesen. Man muss also nie Angst haben,20 Stunden im Gang stehen zu müssen. Ebenfalls analog zum Flugzeug gibt es für das grosse Gepäck ein Label, wovon man die andere Hälfte bekommt. So ist sichergestellt, dass nur der Besitzer sein Gepäck am Zielort wieder bekommt. Die Sitze selber sind wie Business Class Sitze, man kann sie runterklappen und wunderbar schlafen. An Board hat es auch eine Toilette und einen Kühlschrank mit gratis Wasser. 

3 Stunden Staupause
3 Stunden Staupause

Als wir in Cuiaba zustiegen war unser Bus war bereits 12 Stunden unterwegs. Eine halbe Stunde nach Abfahrt, begann das kleine Mädchen neben uns in den Gang zu erbrechen… Kurz darauf hielt der Bus mitten im nirgendwo an. Wir waren in einem gigantischen Verkehrsstau geraten und es ging weder vor noch zurück. Während diesen 3 Stunden unfreiwilliger Pause konnte man sich auch gut mal an der frischen Luft die Beine vertreten und die Umgebung bewundern. Ein nicht ganz idealer Start, aber die Klimaanlage lief und unsere iPhones waren voll aufgeladen.

 

Damit man unterwegs nicht verhungert, stoppt der Bus alle paar Stunden an einem Restaurant. So hat man genug Zeit etwas zu essen und auf die Toilette zu gehen. Obwohl der Bus eine hat, ist es ein nicht ganz so prickelndes Erlebnis, sodass man es sich wenn möglich auf so einen Esshalt verkneift.

 

Während der Fahrt schauten wir unsere Tickets mal genauer an und bemerkten, dass unsere Endstation gar nicht Foz do Iguaçu sondern Cascavel war. Eine Stadt 150km neben unserem eigentlichen Ziel. Nachdem wir schon 20 Stunden unterwegs waren, machte uns das auch nichts mehr aus und wir nahmen an, dass Joel, der Pousadabesitzer der das Ticket für uns gekauft hat, vergessen hat, es uns zu sagen.

 

Nach 29 Stunden kamen wir endlich in Cascavel an und wegen der Verspätung mussten alle Leute den Bus wechseln. Beim Aussteigen fragte ein Steward alle Reisenden nach ihrer Endstation. Als wir an der Reihe waren, schaute er uns an, blickte auf seine Liste und meinte „Michael und Sonam, Foz do Iguaçu?“.  Joel hatte das Ticket richtig gebucht!!! Wir mussten nur noch zwei weitere Stunden auf unseren Bus warten und konnten mit neuen Tickets direkt nach Foz fahren, unglaublich! Aus den erwarteten 26 Stunden  wurden schlussendlich 33 Stunden, aber was soll’s. Hier laufen die Uhren halt etwas anders als bei uns zu Hause...

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