Busgeschichten - Teil 2

Eine neue Story aus dem südamerikanischen Busalltag.

Reise von Foz do Iguaçu nach Porto Alegre oder «die Schmuggelfahrt»

Um unsere Reise von den Iguaçu-Fällen nach Montevideo fortzusetzen, wählten wir mal wieder den Bus. Da es keine direkte Verbindung ab Foz gab, wurden daraus zwei Nachtfahrten über Porto Alegre. Als wir unsere Tickets gekauft hatten, machten wir uns noch über die Gepäckrichtlinien lustig. Nicht mehr als 30 kg pro Person und nicht länger als 3 Meter, das sollten wir knapp schaffen. Kurz vor dem Einsteigen machte die Beschränkung dann aber plötzlich Sinn. Das direkt angrenzende Paraguay scheint ein beliebtes Billigeinkaufsland für Brasilianer zu sein und so kurz vor Weihnachten boomt der Einkaufstourismus. So kam es, dass die Leute riesige Gepäckberge Richtung Busplattform schleppten und wir uns allmählich fragten wo das alles hin soll.

Kaum war der Bus da, stürmten auch schon alle Passagiere los, wie wenn tatsächlich zu wenig Platz da wäre und was nicht mehr in den Bus passt zurück bleiben muss. Naja, wir hatten Zeit und unser verhältnismässig kleines Gepäck konnte auch am Schluss noch problemlos verstaut werden. Also stellten wir uns hinten an und als wir den Bus als Letzte bestiegen wurde schnell klar, dass diesmal eine andere Stimmung herrschte, als wir es uns von der letzten Fahrt gewohnt waren. Alle waren total hibbelig und aufgeregt, wie ein Kindergartenausflug. Vielleicht zu viele Glückshormone von den vielen Schnäppchen aus Paraguay?

 

Der Bus war noch nicht lange unterwegs, da steckten wir auch schon wieder im Stau. Gehört wohl einfach dazu, dachten wir uns, bis wir merkten, dass es sich um eine gross angelegte Strassensperre handelte. Die brasilianische Grenzbehörde hatte mitten auf der Autobahn eine Kontrollstation eingerichtet und es wurden alle Fahrzeuge aus Foz ausnahmslos kontrolliert. So auch unser Bus und die brasilianischen Passagiere wurden plötzlich ganz ruhig. Zuerst wurde der ganze Innenraum mit einem Hund abgeschnüffelt. Danach durchsuchte ein bulliger, schwer bewaffneter Beamter jeden Sitz, jedes Handgepäckstück und tastete die Taschen der Passagiere ab. Nur die beiden Schweizer Touristen fand er nicht so interessant und liess uns in Ruhe. Derweil wurde der ganze Gepäckraum ausgeräumt und ebenfalls alle Taschen durchsucht. Immer mal wieder mussten einzelne Leute raus um etwas zu bezahlen oder sonstige Fragen zu beantworten. Ganze zwei Stunden später ging es dann aber doch endlich wieder weiter und wir merkten, dass wir mal wieder Glück gehabt haben. Bei anderen Bussen mussten alle Passagiere inkl. Gepäck aussteigen und während Stunden auf einem Platz warten und sich durchsuchen lassen.


Nach dieser Verzögerung ging die Reise dann aber ohne Zwischenfall weiter und auch der Kindergarten schien endlich müde geworden zu sein. Angekommen in Porto Alegre wollte mal wieder jeder als erster aus dem Bus. Wir liessen ihnen den Vortritt und warteten bis wir von zwei Mitreisenden über die Endstation informiert wurden. «Si, si, obrigado», wir haben’s mit bekommen. Als wir uns wohl zu langsam bewegten meinten sie mit Nachdruck: «termino station!» Ok, ok, wir gehen ja. Kaum aufgestanden und unsere Sachen aus der Gepäckablage geholt machten sich die beiden auch schon über unsere Sitze her und holten ihre Schmuggelware aus und unter den Polstern hervor... Zum Glück nichts was den Spürhund interessierte, aber seit diesem Erlebnis wird jeder Sitz vor der Abfahrt kontrolliert!

 

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