Eeeeliiiiifant

Einen Mahout-Kurs zu besuchen stand gross und fett markiert auf unserer Wunschliste. Diese Kurse sind, wie so vieles auf unserer Liste, nicht ganz günstig, versprechen aber ein einmaliges Erlebnis. Wir entschieden uns für ein Camp eine Autostunde von Chiang Mai entfernt. Das Camp befindet sich am Strassenrand und hat absolut keine Ähnlichkeit mit den Farmen, wo die Elefanten zeichnen und Fussball spielen. 

Wir hatten bereits in Chiang Mai eine kleine Einführung bekommen und konnten nach einem Kleiderwechsel direkt zu den Elefanten. Um die Berührungsängste abzubauen, fütterten wir die Elefanten zuerst mit reichlich Bananen. Faszinierend wie schnell sie essen können und wie geschickt sie ihren Rüssel einsetzen. Einer nach dem anderen kletterte danach auf einen Elefanten und drehte eine erste Runde. Obwohl die Tiere völlig friedfertig sind, hat man beim ersten Mal ein mulmiges Gefühl. Ohne Seil, Sicherung und Sitz auf einem wackligen Riesen zu sitzen, hat schon was. Es wurde uns jedoch versichert, dass noch kein Trainee jemals von einem Elefanten runtergefallen wäre. Keine zehn Minuten später verhedderte sich jedoch ein Mitstudent beim Runterklettern und fiel in einen Haufen Elefantenkacke... So viel zu den Versicherungen.

 

Am Nachmittag ging das Training weiter. Wir machten mit den Elefanten eine Tour im Wald und badeten sie im Fluss. Beim Baden ist die Idee, dass der Elefant sich zuerst mit dem Hinter- und dann mit dem Vorderteil hinsetzt, damit der Mahout absteigen kann. Mein Elefant machte es andersrum, sodass ich kopfvoran in den dreckigen Fluss fiel. Der elegante Abgang bringt Michi noch immer zum Lachen. Die Elefanten zu baden macht riesigen Spass, wobei es sich eher um Planschen handelt. Der Fluss ist nicht sehr tief und so liegen die Elefanten auf der Seite. Manche mögen das Wasser und versuchen zu tauchen und sich selber nass zu machen, Andere dösen und lassen sich anspritzen. 

Die Nacht verbrachten wir in einer kleinen Bambushütte in der Mahout-Siedlung. Die Nacht davor hatte ein Sturm die Strom- und Wasserleitungen gekappt, sodass die Übung sehr an Campen erinnerte. Die Mahouts bleiben die meiste Zeit über bei ihrem Elefanten, unter anderem weil sie die Tiere ständig füttern müssen. Die meisten Mahouts in Thailand sind Karen, viele aus Burma. Ihr Englisch ist oftmals beschränkt und so sind lange Unterhaltungen schwierig. Nichtsdestotrotz hatten wir einen lustigen und interessanten Abend mit Kerzenlicht, Tierbeobachtungen und billigem Thai Whiskey.

 

Nach einem Reisfrühstück musste am nächsten Morgen zuerst einmal ausgemistet werden, bevor wieder Badezeit war. Irgendetwas juckte die Elefanten gewaltig und so blieben sie auch nach dem Bad bei jedem Baum stehen und versuchten, sich durch Reiben Erleichterung zu verschaffen. Bei diesen Kratzorgien wurde sehr deutlich, dass die Elefanten trotz all unserem Training kein bisschen auf uns hörten. Es kam einem vor, als sässe man auf einem grossen, borstigen Esel. Es macht was es will, bis sein Mahout einschreitet. Früher verbrachten ein Mahout und sein Elefant ihr ganzes Leben miteinander, Elefanten mussten von 15 bis 60 Jahren arbeiten und genossen dann noch etwa 10 bis 20 Jahre Rente. Heutzutage hat der Beruf des Mahouts ein niedriges Ansehen und viele Karen arbeiten ein paar Jahre als Mahout, um Englisch zu lernen, bevor sie den nächsten Schritt machen. 

Auf jeden Fall muss ein Mahout mindestens 6 Monate mit einem Elefanten verbringen, bevor dieser auf ihn hört. Somit war klar, dass unser Zweitageskurs nicht genügte. Dennoch bekamen wir nach dem morgendlichen Ausritt unsere ersten Touristen zugeteilt. Wir montierten einen Sitz und schon hatten wir unsere ersten Kunden. Diesen wurde angekündigt, von Mahouts in Ausbildung geführt zu werden. Schwer beeindruckt von den weissen Mahouts und unseren Elefantenkenntnissen wollten sie wissen, wie lange und intensive den unsere Ausbildung sei. Zu ihrer Enttäuschung mussten wir gestehen, dass wir eigentlich einfach ein Tourist mehr auf dem Elefant seinen und der echte Mahout der Begleiter am Boden ist.

 

Der Abschluss unseres Ausfluges war ein elefantenfreies Bambus-Rafting. Als wir mit anderen Touristen beim Steg warteten, fühlten wir uns wie in einem Thai-Disneyland. Überall kreischende Asiaten, welche mehr oder weniger geschickt ihre Bambusflosse durch den Bach steuerten. Das Rafting entpuppte sich als eine tolle Gelegenheit, einen Einblick in die Thailändische Freizeitkultur zu erhaschen. Ein gelungener Sonntagsausflug für junge Thais ist anscheinend, mit Freunden zusammen viel Alkohol zu kaufen, ein Floss zu mieten und dann trinkend und rauchend auf dem Wasser herumzualbern. Ganz beliebt ist das gegenseitige Nassspritzen. Familien mieten sich eher Unterstände am Fluss, wo sie mit Unmengen von Essen und Trinken dem Treiben zuschauen, bei den Spritzfesten mitmachen und zwischendurch ein Bad nehmen. 

 

Dieser kleine Einblick war ein toller Abschluss von unvergesslichen zwei Tagen. Zeit mit Elefanten zu verbringen, können wir jedem nur Empfehlen. 

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