Lao Easy Rider

Gleich vorneweg: Liebe Mamis, Papis, Chefs und besorgte Leser,

Wir sind uns bewusst, dass ein Ausflug über 600km mit einem 250ccm Motorrad ohne Fahrpraxis in Laos nicht ungefährlich ist, ABER es war einer der Tollsten und Erinnerungswürdigsten unserer Reise! 

Von der Altstadt in Luang Prabang nach Vientiane zu reisen, fühlt sich an wie ein Zeitsprung von 20 Jahren. Vientiane gehört zwar immer noch zu den ruhigsten und entspanntesten Hauptstädten der Welt, verglichen mit den Städten im Norden ist es jedoch richtiggehend hektisch und geschäftig. Es gibt sogar Kassen mit Barcode-Scanner in den Minimärkten!

 

Auf der Suche nach weiteren interessanten Destinationen stiessen wir auf Berichte über den Thakek-Loop. Eine 450 km Rundfahrt, die man mit einem gemieteten Scooter machen kann. Dabei fährt man durch kleine Dörfer, atemberaubende Landschaften und Höhlen. Das wollten wir auch! Nach ein paar Klicks und Berechnungen beschlossen wir das ganze von Vientiane aus mit einem richtigen Motorrad zu machen. Mit Jules war schnell ein Vermieter gefunden und am nächsten Tag ging es bereits los.

 

Wir warteten gespannt auf die Ankunft unseres Motorrads und ich musste kurz leer schlucken, als die grosse Motocross-Maschine abgeliefert wurde. Zum Glück hatten wir nur eine Maschine gemietet! Michi bekam eine kurze Einführung und schon ging es rein in den chaotischen Verkehr. Nach einer ersten Proberunde durch das verwirrende Einbahnlabyrinth folgten noch ein paar unfreiwillige Extrarunden und längere Stopps an Kreuzungen bevor unser Gepäck und ich auf dem Sozius Platz nahmen. Dann ging es auch schon los und wir fuhren zum Buddha Park. Der Buddha Park ist eine Ansammlung von Figuren aus Buddhismus und Hinduismus. Auf der Erkundungstour trafen wir auf einen Novizen, der uns in eine spannende Diskussion verwickelte. Die Begegnung war so lehrreich und interessant, dass wir erst viel später als geplant wieder auf unser Motorrad stiegen. 

Die nächsten Stunden fuhren wir auf einer von Schlaglöchern durchsiebten Dreckstrasse Richtung Osten und waren froh über die gute Federung unseres Motorrades. Irgendwann fanden wir wieder zur Hauptstrasse und suchten ein Hotel. Wir wurden fündig und bekamen einen Raum ohne Fenster, dafür mit Insekten und Klimaanlage. Die Dusche funktionierte und wir waren zufrieden. Das Etappenziel für den nächsten Tag war Kong Lor, ein Dorf umgeben von Reisfeldern und Kalksteingebirge. Um einen weiteren Sonnenbrand zu verhindern, musste aber erst mal laotische Motorradbekleidung, sprich, ein langärmliges Hemd her. Dank den in Asien abgespeckten Kilos passte Michi gerade noch in ein asiatisches XL und war für die Töfftour gerüstet. Das Hemd und die Fahrpraxis machten aus Michi einen Profifahrer und ich wurde mit der Zeit ein professioneller Sozius-Frosch.

 

Laos ist ein ideales Land, um mit dem Motorrad zu reisen. Ausserhalb der Stadt hat es noch nicht viel Verkehr, die Strassen sind mehrheitlich gut, die Landschaft ist wunderschön, die Städtchen interessant und am Strassenrand tummelt sich alles Mögliche. Wegen der eigenwilligen Überholpraxis anderer Verkehrsteilnehmer und der Anwesenheit von Kühen, Schweinen, Hunden und Hühnern auf der Strasse kann man nicht rasen, aber das ist auch nicht nötig. Tagesetappen von 150-250km sind auch mit gemütlichem Tempo absolut zu schaffen.

 

Nach einer schönen Passfahrt erreichten wir am späten Nachmittag Kong Lor. Die Zeit reichte noch, um die Hauptattraktion des Ortes, die Höhlen zu besuchen. Bei den Kong Lor Caves handelt es sich um einen 7 km langen unterirdischen Fluss der komplett mit dem Boot befahren werden kann. Das Ganze ist überraschend professionell organisiert, keine zehn Minuten nach der Ankunft sitzt man schon in einer übermotorisierten Nussschale und fährt in den Berg hinein. Nachdem die Dunkelheit einem verschluckt hat, fährt man schon über die erste Stromschnelle. Unglaublich wie sich die Bootsführer in dieser Dunkelheit zurechtfinden. Mittendrin hielten wir an und bekamen eine stumme Führung durch einen begehbaren Teil der riesigen Tropfsteinhöhle bevor wir erneut ins Boot stiegen. Während der Fahrt fällt das Licht der Stirnlampe immer mal wieder auf zwischen Felsen eingeklemmte Äste und Baumstämme. Man kann sich vorstellen, wie kraftvoll der Fluss während der Regenzeit durch den Berg fliessen muss. Nach einer Weile sahen wir wieder Licht und bevor wir uns versahen, waren wir in einem verschlafenen grünen Tal auf der anderen Seite des Berges gelandet. Eine kurze Pause später ging es schon wieder zurück in die Dunkelheit und im beinahe Blindflug zum Eingang zurück. Nachdem man so langer Zeit im Dunkeln war, sind alle Farben und Gerüche viel intensiver. Man fühlt sich gleichzeitig gross wie wie ein Entdecker aber auch ganz klein und unbedeutend bei diesem Naturschauspiel. 

Diese Höhlen-Bootstour war definitiv etwas vom Eindrücklichsten was wir je gemacht haben. Die Kong Lor Caves wurden erst kürzlich für Touristen zugänglich gemacht und haben es noch nicht in alle Reiseführer geschafft. Sie haben aber definitiv das Potential eine der Topattraktionen in Laos zu werden.

Am Abend beschlossen wir endgültig, dass wir aus Zeitgründen nicht die ganze Rundfahrt machen wollten. Stattdessen fuhren wir über einen weiteren Pass zur Vietnamesischen Grenze und dann gemütlich nach Vientiane zurück. Unsere Knie und Hintern dankten uns. Die gewonnene Zeit verbrachten wir unter anderem damit, die unterwegs angezeigten Wasserfälle zu suchen, was Ende Trockenzeit ein nicht ganz einfaches Unterfangen ist. Wir gingen das ganze sehr Laotisch an und befuhren jeden noch so kleinen Pfad mit dem Motorrad.

 

Bei einem weiteren Versuch trafen wir auf eine laotische Familie, welche uns gleich zu ihrem Sonntags-Grillfest am Fluss einlud. Wir lernten schnell, das Trinken dazugehört. Ein halbvolles Glas ist ein schlechtes Glas und so ermutigten sie uns die ganze Zeit zu trinken und waren sehr flink im Nachschenken. Das Ergebnis sahen wir an einem ebenfalls eingeladenen Franzosen, der vor lauter „ting ting“ kaum mehr Englisch sprechen konnte. Da wir anschliessend noch 150 km zurück in die Hauptstadt fahren mussten, verabschiedeten wir uns bald von den gastfreundlichen Laoten und machten uns auf den Rückweg.  

 

Gegen den Abend kamen wir müde, dreckig und verschwitzt aber unfallfrei und glücklich in Vientiane an. Ein Blick in die Glaskugel würde wohl zeigen, dass wir zuhause wohl einen Motorradstandplatz brauchen. 

 

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