China Lektionen

Gespannt stiegen wir in Hanoi in den Flieger nach China. Was würde uns in diesem Land erwarten, würde es uns gefallen? Ein Land, von dem wir schon so viel gehört und gelesen haben, und dennoch wenig wissen. Unser Schnuppertrip durch China wurde zu einem der interessantesten, anstrengendsten und lehrreichsten unserer ganzen Reise. In dieser kurzen Zeit mussten wir einige Vorurteile zu Grabe tragen und wissen, dass wir irgendwann mehr von diesem riesigen Land sehen wollen.

Unsere Route
Unsere Route

Lektion 1: Nicht ohne Wörterbuch und Chinesisch App

Kaum angekommen in Kunming lernten wir, dass die Mehrheit hier weder Englisch spricht noch unsere Schrift lesen kann. Nach über einer Stunde des Herumirrens war klar, nie mehr ohne Chinesische Adresse auf Hotelsuche gehen.

Es ist nicht so, dass sie sich keine Touristen gewöhnt sind, halt einfach nicht unbedingt „Nicht-Chinesische“ Touristen. So schlugen wir uns meistens mit unserem Satzbüchlein und Übersetzungs-Apps durch. Nachdem wir ein paarmal versucht haben die Wörter auszusprechen und immer nur fragende Gesichter als Antwort bekamen, gaben wir auf und zeigten nur noch auf die Sätze. Diese Methode funktioniert erstaunlich gut, wobei man immer mit einer Überraschung rechnen muss. Kommt das gewünschte Essen, sitz man im richtigen Bus, wird man gerade über den Tisch gezogen?

 

Lektion 2: Chinesische Züge sind toll und „Hard Seats“ haben ihren Namen nicht ohne Grund

Falls jemand mal die Erfahrung machen möchte, in der tiefsten Chinesischen Zugsitzklasse mitzufahren, sollte er eine Strecke wählen, die kürzer als 19 Stunden ist! Wir kauften unsere Tickets in Hostel, wo uns gesagt wurde, dass es nur noch freie Plätze in der Hartsitz-Kategorie gibt. Wir rechneten mit dem Schlimmsten. Der Fahrt war eine angenehme Überraschung; der Zug war in gutem Zustand, die Leute ruhig, die Temperatur angenehm und alle paar Stunden wurde geputzt. Wir reisten definitiv schon in älteren und dreckigeren Cisalpinos. Negativ ist, dass die Passagiere zwischen den Abteilen rauchen können und es nirgends eine Tür gibt. So hat man nach 19 Stunden Fahrt sein Passiv-Rauchen-Krebsrisiko mindestens vervierfacht.

Bei der nächsten Fahrt wollten wir die „Hard Sleppers“ ausprobieren. Diese Kategorie können wir nur weiterempfehlen; gute, saubere Betten, alles relativ ruhig und wenig Rauch dank geschlossenen Türen.

PS: Verifiziere die Hotelangaben, meistens gibt es am Bahnhof noch Tickets in allen Kategorien bzw man kann ein Upgrade im Zug kaufen. 

 

Lektion 3: Der Chef bestellt

In vielen Restaurants bekamen wir nur eine Speisekarte. Zuerst dachten wir, dass sie nicht mehr haben beziehungsweise nur Wenige in Englisch. Der Grund ist jedoch ein anderer. Da die meisten Speisen geteilt werden, ist es üblich, dass der Ranghöchste bestellt und bezahlt. Die anderen essen, was auf den Tisch kommt. Das Essen wird auch in den seltensten Fällen noch nachgewürzt, da im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern, kein Bataillon an Saucen und Geschmacksverstärkern auf dem Tisch steht.

 

Lektion 4: China ist nichts für sanfte Gemüter

Obwohl die meisten Chinesen sehr hilfsbereit und freundlich sind, darf man hier nicht zu sensibel sein. Es wird gerotzt, gefurzt, gespuckt, man wird ausgelacht und oftmals intensiv und sehr auffällig angestarrt. Dabei empfindet das jeder Chinese als das normalste auf der Welt. Wirft man ihnen einen bösen Blick zu, verstehen sie nicht warum. Ertappt man den Starrer, schaut er nicht etwa weg sondern starrt einfach weiter. Irritierenderweise verziehen einige nicht einmal das Gesicht dabei, auch wenn man sie anlächelt oder Grimassen schneidet. Ebenfalls wird nicht viel oder anderen Wert auf politische Korrektheit gelegt. Ein Beispiel ist das „Dwarf Empire“ bei Kunming. Ein Märchenpark mit kleinwüchsigen Angestellten die zweimal am Tag eine Show aufführen, inklusive Zwergenkönig. Leider konnten wir den Park nicht besuchen, da niemand ausser uns seine ethischen und moralischen Vorbehalte beiseite schieben konnten und wir die Mindestanzahl für eine Tour nicht zusammenbekamen.

Auch Tierliebhaber könnten etwas Mühe haben. Gegessen wir alles, was in einen Topf passt und wenn es nicht (jetzt) gegessen werden kann, wird es als Haustier gehalten. Im Carrefour kann wer will auch eine lebende Schildkröte in der Speisefisch-Abteilung kaufen.

Lektion 5: China ist grün

Chinesische Städte und ihre Umgebung waren in unserer Vorstellung grau, verbaut, dreckig und laut.  So waren wir umso mehr überrascht, dass Südchina sehr grün ist. In den Städten gibt es Parkanlagen, Fussgängerzonen und grosse Plätze, die alle als vergrössertes Wohnzimmer dienen. Klar gibt es auch hier, hässliche Hochhäuser und viele Wanderarbeiter wohnen zusammengepfercht in schäbigen Unterkünften, die vielen öffentlichen Räume hatten wir jedoch nicht erwartet. Auch an das Umweltbewusstsein wird in überall appelliert, spät aber dafür intensiv. Überall findet man Mülltrennungs-Abfalleimer, Hotelregeln und Fernsehspots informieren über Wasser- und Stromsparmethoden, sogar Plastiksäckli-Verbote gibt es. Zur Lärm- und Emissionsreduktion haben sicher auch die Elektro-Motorräder beigetragen. Benziner sieht, beziehungsweise hört, man kaum noch. Wir wunderten uns, mit welchen Anreizen China diesen fast vollständigen Wechsel geschafft haben und ob das auch in der Schweiz möglich wäre. Wohl eher nicht, scheint als ob sie ein Gesetz erlassen hätte und jeder der nach dem Tag X noch mit einem Benziner rumfuhr, wurde von der Polizei angehalten, bekam ein Bussgeld und das Motorrad zu einem Würfel gequetscht zurück. 

 

Wo wir denn eigentlich waren und ob es sich lohnt?   

  • Kunming: Friedliche, ruhige Stadt mit zahlreichen Parks und Einkaufsmöglichkeiten aber nicht viel Touristenattraktionen in der Stadt. Jedoch gute Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung.
  • Guilin: Vielen Natursehenswürdigkeiten, verlangt aber Eintritt für alles. Drachenknochen-Reisterassen lohnen sich, am Besten mit einer Übernachtung dort.
  • Yangshou: Die Stadt selber ist nicht wirklich das friedliche Dorf wie in den Führern beschrieben, gibt aber genügend Übernachtungsmöglichkeiten ausserhalb. Wunderschön gelegen und mit vielen Wander- und Velotour-Optionen.
  • Donguan: Neue Stadt frisch ab dem Reissbrett, welche einige Chinesische Zukunftspläne umgesetzt hat. Da Sonderhandelszone bevölkert mit vielen ausser Chinesen.
  • Shenzen: Erste Chinesische Stadt nach Hongkong, tolle Bars und Restaurants im OTC Viertel, mehr haben wir wegen strömendem Regen nicht gesehen.

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